Im Dezember 2019 fand im Tech Gate Vienna ein Event zum Thema „Let’s play: eSport, Wirtschaft und Recht“ statt. Veranstaltet wurde es von der Universität Wien, Haslinger & Nagele Rechtsanwälte und der WKO Wien.
Wir bieten einen kurzen Überblick des Abends, wobei an diesem Punkt auch erwähnt sei, dass von den hier angeschnittenen Themenbereichen in Kürze auch jeweils eigene Artikel auf dem eSports-Magazin sein werden. Diese werden die die Fachbereiche näher und tiefgründiger beleuchten.
Bereits die einleitenden Worte von Kommerzialrat Albert Gerlach (WKO Wien) versprachen einen spannenden Abend und führten in die zahlreichen Aspekte des Ökosystems eSport aus rechtlicher und wirtschaftlicher Perspektive ein. Die WKO und vor allem die IT-Dienstleister erkennen eSports als wichtigen Zukunftsfaktor und wollen Gaming und IT-Ausbildungen naheliegenderweise koppeln.
Melissa Neuhauser (Haslinger / Nagele) fuhr mit dem Thema Influencer Marketing und dessen Relevanz in der eSport-Szene fort. Schleichwerbung und Kennzeichnungspflicht spielen auch hier eine bedeutende Rolle und stellen die eine oder andere Stolperfalle dar.
Die Ehrengäste des Abends kamen aus Augsburg. Die Universität Augsburg betreibt eine eigene Forschungsstelle für eSport-Recht und schickte zwei ihrer renommiertesten Experten nach Wien. Philipp Schlotthauer, wissenschaftlicher Mitarbeiter und Doktorand an der Universität Augsburg, beleuchtete in seiner Keynote die rechtlichen Besonderheiten des eSport-Sponsorings und kam zum Ergebnis, dass auch im Sponsoring die besondere urheberrechtliche Stellung des Publishers und die vielzähligen Besonderheiten der Branche bei der Vertragsgestaltung zu berücksichtigen sind.
Der ehemaliger eSportler und Rechtsanwalt Urim Bajrami (Stadler Völkel) gab einen sehr interessanten Einblick in Spielerverträge aus arbeitsrechtlicher Sicht. Sein Praxisbezug, sowohl auf Spieler- als auch auf Consulting-Ebene, klärte über mögliche Probleme bei Spielerverträgen auf.
Der zweite Ehrengast der Universität Augsburg, Prof. Martin Maties, präsentierte in einem sehr unterhaltsamen und kurzweiligen Vortrag eine von ihm entwickelte Theorie zu Lootboxen aus zivilrechtlicher Sicht und zeigte dabei zahlreiche Probleme im Umgang mit virtuellen Schatzkisten auf, was im Anschluss auch die Paneldiskussion befeuerte.
Univ.-Ass. Patrick Petschinka beschäftigte sich anschließend in seinem Vortrag mit Jugendschutz im Bereich eSport und Gaming. Nach einem kurzen Einstieg in das österreichische Jugendschutzrecht kamen jugendgefährdende Medien, Alterskennzeichnungen (PEGI und USK) und weitere ausgewählte Problemstellungen beim Schutz der Jugend im eSport zur Rede. Auch, wenn dem Jugendschutz im Bereich eSport und Gaming ein hoher Stellenwert beizumessen ist, können gesetzliche Rahmenbedingungen speziell in diesem Bereich keineswegs die elterliche Verantwortung sowie die Eigenverantwortung der Jugendlichen ersetzen.
Den Abschluss der Kurzvorträge machte Alexander Hiersche (Haslinger/Nagele) mit wettbewerbsrechtlichen Aspekten im eSport. Im Zentrum stand die Frage der Marktabgrenzung und in diesem Zusammenhang auch die Notwendigkeit der Feststellung des relevanten Marktes.
In der anschließenden Paneldiskussion unter Leitung von Prof. Christian Piska kamen zahlreiche Aspekte zur Sprache, nicht zuletzt auch aufgrund reger Beteiligung des Auditoriums. Selbst beim abschließenden Get Together wurde die spannende Thematik in angenehmer Atmosphäre munter weiter diskutiert. Zudem bestand die Möglichkeit selbst ein wenig in die Szene einzutauchen und dabei an zwei Konsolen gegen Profi-Gamer anzutreten.
Autor: Mag. Patrick Petschinka
Bilder: Haslinger Nagele Rechtsanwälte