Ist E-Sport männlich?

Wettbewerbsmäßiges Videospielen wird immer bekannter. Kurz nach dem großen österreichischen krone.at eBundesliga Finale – welches auch über den heimischen Sender SKY SPORT AUSTRIA landesweit übertragen wurde – stellt sich die Frage: Ist E-Sport männlich und gibt es klassische Geschlechterrollen? Heuer konnte sich erstmals eine Frau ins Finale des Fußballsimulators spielen und wurde dafür hoch gelobt. Aber warum ist E-Sport eine Männer Domäne? Laut Statistiken sind knapp 50% der Gamer weltweit weiblich jedoch sinkt die Zahl bei E-Sport Turnieren auf gerade mal 3-5% in Österreich.

Videospiele und Zielgruppen

Natürlich gibt viele unterschiedliche E-Sport Titel von virtuellen Kartenspielen über Shooter oder sogenannte MOBA Games (Multiplayer Online Battle Arena). Letzteres erfreut sich weltweit mit den Titeln wie League of Legends und DOTA 2 größter Beliebtheit. E-Sport Events im asiatischen Raum füllen bereits ganze Fußballstadien mit Fans die Ihre Lieblingsspieler oder Teams vor Ort anfeuern.

Die meisten Turniere werden professionell moderiert, kommentiert und in alle Welt über Plattformen wie TWITCH übertragen.

Yvonne Scheer Genderbeauftragte beim eSport Verband Österreich (ESVÖ) und selbst begeisterte eSportlerin.

Auch das Preisgeld spielt mittlerweile vermehrt eine Rolle. Mit unglaublichen 25,5 Mio. USD hat das DOTA 2 Event „The International“ letztes Jahr einen neuen Rekord aufgestellt. Ergänzend ist hier natürlich zu erwähnen, dass sich der E-Sport im asiatischen Raum im Vergleich zu Österreich bereits besser etabliert hat und auch von der Gesellschaft anders wahrgenommen wird. Werbungen und Übertragungen im öffentlichen Raum sind keine Seltenheit in Ländern wie Taiwan oder Südkorea.

Mittlerweile gibt es auch sogenannte „E-Sportler“. Dies sind vorwiegend junge motivierte Spielerinnen und Spieler die einen Vertrag mit einem E-Sport Team, einem Verein oder einer Institution abgeschlossen haben. Neben der Leidenschaft für ein bestimmtes Videospiel zählen aber auch einige andere Faktoren. Gesunde Ernährung, gutes Auftreten bei Veranstaltungen und die Vertretung der Organisation für die man spielt sind hier Schlüsselfaktoren. Außerdem sind die „E-Sportler“ auch Großteils dazu angehalten ihre Social Media Kanäle regelmäßig zu füllen, Youtube Videos zu erstellen oder ihre Online Spiele über TWITCH zu übertragen. Viele weibliche „E-Sportlerinnen“ gibt es jedoch nicht. Vereinzelt haben, seit Beginn der krone.at eBundesliga, Fußballvereine wie RB Salzburg, FAK Austria oder SK Sturm gute FIFA Spieler unter Vertrag genommen. Bekannte weibliche professionelle E-Sportlerinnen gibt es hierzulande leider (noch) keine.

Gaming Girls - Gaming und Sexismus

Bei E-Sport Events sind Gamerinnen anzutreffen, jedoch meist als Besucher und nicht als aktive Spielerinnen – dies hat viele verschiedene Gründe und Faktoren. Zum einen kämpfen Frauen nach wie vor mit Genderklischees und Vorurteilen sowohl on- als auch offline. Nachrichten aufgrund des Geschlechts fallen meist negativ aus. „Bring mir ein Bier“ oder „Solltest du nicht putzen und kochen?“ sind als Beispiele noch harmlos. Die Anonymität des Internets verleitet manche Gamer auch zu gröberen Nachrichten mit Beschimpfungen und Drohungen. Dies kann freilich verschreckend wirken. Hat eine Gamerin erstmals eine negative Erfahrung gemacht, so ist es schwierig das Vertrauen in die Community aufrecht zu erhalten. Viele Gamerinnen haben sich daher entschlossen einen neutralen Nicknamen online zu verwenden um dieses Problem zu umgehen. Jedoch sollte sich niemand aufgrund seines Geschlechts verstecken müssen.

Bei Offline E-Sport Events ist die Stimmung hingegen anders. Gamer nehmen Frauen in der Szene hier sehr viel positiver wahr. Aussagen wie „Du bist gut – für ein Mädchen.“, sollten aber auch hier vermieden werden. Einige Youtuberinnen und TWITCH Streamerinnen die Videospiele spielen haben das Konzept – mehr Zuschauer durch weniger Kleidung zu generieren – für sich entdeckt. Dadurch ist das falsche Bild des „hübsch gekleideten und geschminkten Gamer Girls“ entstanden und entspricht natürlich nicht der Norm. Frauen werden außerdem öfter vorab oberflächlich beurteilt. Fragen nach Instagram, Facebook und Co. sind keine Seltenheit. Klischees, Vorurteile und Kommentare dürfen von Gamerinnen nicht zu ernst genommen werden.

Umso wichtiger sind die wenigen Frauen die sich in der E-Sport Szene bewegen. Sie gelten als Vorbilder und Rolemodels für alle Gamerinnen die den Weg in die heimische oder internationale Szene noch nicht gewagt haben.

Autorin: Yvonne Scheer
Bilder: Adobe Stock | ZVG

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