eSport-Recht: erste Fachtagung in Deutschland

Im deutschen Augsburg wurde Anfang des Jahres die erste Forschungsstelle für eSport-Recht aus der Taufe gehoben. Die Forschungsstelle an der Juristischen Fakultät der Universität Augsburg beschäftigt sich mit den rechtlichen Herausforderungen, welche die Branche mit sich bringt. Am Freitag den 17.5.2019 fand nun die Auftakttagung statt. Unter den Teilnehmern war auch das „eSports & Recht-Team“ der Universität Wien.

Politik, Praxis und Wissenschaft im Dialog

Die erste Tagung für eSport-Recht stand unter dem Motto „Politik, Praxis und Wissenschaft im Dialog“ und fand Mitte Mai im deutschen Augsburg statt. Die Veranstaltung wurde mit den Vorträgen aus der Politik eröffnet. Die Sprecher betonten mehrmals das Potential der Branche und die Möglichkeiten des Staates. Seine Aufgaben liegen dabei vielfach in der Förderung und Gestaltung von eSports. Den Referenten zufolge sollte der Staat Kooperationen zwischen klassischem Sport und eSports fördern und den Vereinen generell helfend zur Seite stehen. Schlussendlich gilt es die Chancen wahrzunehmen und einen stabilen Rechtsrahmen zu schaffen. Oftmals wurden auch die Fortschritte in Dänemark als Paradebeispiel genannt.

Die arbeits-, straf- und urheberrechtliche Perspektive

Der Gründer der Forschungsstelle Universitätsprofessor Martin Maties beschäftigte sich in seinem Vortrag mit der Frage, ob eSports als Sport im juristischen Sinne gesehen werden kann. Dabei zeigte er anhand der juristischen Methodenlehre, dass dem Sportbegriff in den einzelnen Gesetzen unterschiedliche Bedeutung zukommt. Darüber hinaus ist dieser grundsätzlich auch wandelbar. Im Ergebnis sieht er die Merkmale des Grundbegriffs Sport als erfüllt an und eSports somit als Sport im juristischen Sinne. Im Anschluss referierte Mitgründer Universitätsprofessor Michael Kubiciel zur Integrität des eSports. Als Gefahren der Branche gelten Spielmanipulation, Wettbetrug sowie Geldwäsche. Dabei stellt sich die Frage, ob die aktuellen Straftatbestände ausreichen oder Adaptierungen notwendig sind. Auch rechtliche Fragen zum Cheating und Doping waren Gegenstand der spannenden Ausführungen. Es folgten Überlegungen aus Sicht des Arbeitsrechts von zwei jungen engagierten Mitarbeitern der Forschungsstelle. Dabei stand die Frage der Arbeitnehmereigenschaft von Spielern im Vordergrund. Den rechtlichen Block komplettierte ein Fachvortrag eines Rechtsanwaltes zum Thema Publisher und Urheberrecht.

Vereine und Verbände im eSports

Der Präsident des eSport-Bund Deutschland (ESBD) Hans Jagnow gab in seinem Vortrag Einblick in die Arbeit des Verbandes. Er beschäftigte sich mit der eSports-Definition des ESBD und meinte auch, dass nicht jedes Computerspiel „eSports-ready“ sei. Zugleich erklärte er aber auch, dass die einzelnen Merkmale bei den Spielen nicht immer gleichstark ausgeprägt wären. Einen gravierenden Unterschied zum konventionellen Sport sieht er darin, dass Wettkämpfe sowohl online als auch offline und zudem auch gemischt stattfinden können. Neben einem Vortrag aus der Sicht eines Ligabetreibers wurden am Nachmittag die Beweggründe von klassischen Fußballvereinen (hier: VfL Wolfsburg) in den eSports einzusteigen, erörtert. Hierzu zählen die spannende Zielgruppe, die Wachstumsrate und das Vermarktungspotential sowie auch die Synergieeffekte zwischen der Sportsimulation FIFA und Fußball. Auch Vereine und Verbände sind zunehmend mit Rechtsfragen konfrontiert. Dabei handelt es sich insbesondere um arbeitsrechtliche (Befristungen, Arbeitszeit) und jugendschutzrechtliche Problemstellungen.

Bei der abschließenden Podiumsdiskussion mit allen Referenten bekam auch das Auditorium die Möglichkeit Fragen an die Experten zu richten. Am Ende des Abends waren sich alle Speaker und Teilnehmer einig: eSports ist eine spannende Materie, die zahlreiche Rechtsfragen aufwirft. Daher ist es auch an der Zeit einen stabilen Rechtsrahmen zu schaffen.

eSports – quo vaids? Die Vortragsreihe am Wiener Juridicum vom 30.4.2019:

Autoren: Univ.-Ass. Mag. Patrick Petschinka
Bilder: Forschungsstelle für eSport-Recht

Kommentar verfassen

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert